
Restitution australischer Gebeine 2013
2013 hat die Charité – Universitätsmedizin Berlin die Gebeine von 33 indigenen Australiern an eine australische Delegation übergeben. Vertreter der indigenen Australier waren nach Deutschland gekommen, um die Gebeine in Empfang zu nehmen und "nach Hause" zu begleiten.
Das "Human Remains Project" hat sich bemüht, in den Charité-Sammlungen Schädel und Skelette aus Australien zu identifizieren, ihre Herkunft aus Australien sicher zu belegen und ihre Geschichte näher zu erforschen.
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Restitution australischer Gebeine
Am 26. April 2013 hat die Charité die Gebeine von 33 indigenen Australiern an eine australische Delegation übergeben. Vertreter der indigenen Australier waren nach Deutschland gekommen, um die Gebeine in Empfang zu nehmen und "nach Hause" zu begleiten.
Das "Human Remains Project" hat sich bemüht, in den Charité-Sammlungen Schädel und Skelette aus Australien zu identifizieren, ihre Herkunft aus Australien sicher zu belegen und ihre Geschichte näher zu erforschen. Für die 33 jetzt restituierten Gebeine konnte die australische Herkunft ausreichend sicher belegt werden, um eine Rückgabe zu rechtfertigen.
Die Geschichte der 33 australischen Gebeine
Von diesen 33 Gebeinen stammen 16 aus der "S-Sammlung", der vom Anthropologen Felix von Luschan am damaligen Berliner Museum für Völkerkunde angelegten Schädelsammlung. Diese Sammlung, die nach von Luschans Tod 1924 nicht mehr erweitert wurde, wechselte mehrfach den Ort und die akademische Institution, bis sie schließlich 1995 mit dem Institut für Anthropologie der Humboldt-Universität in die Obhut der Charité gelangte. Die übrigen 17 Gebeine stammen aus der Anatomischen Sammlung der Charité, die ursprünglich zur Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin gehörte.
Die jetzt zurückgegebenen Gebeine gelangten zwischen 1872 und 1911 nach Berlin. Sie wurden entweder von deutschen Forschungsreisenden in Australien gesammelt und mit nach Berlin gebracht, oder sie wurden von akademischen Mittelsmännern vor Ort (z.B. australischen Anatomen, aber auch emigrierten deutschen Ärzten) erworben und an deutsche Forscher übergeben oder direkt nach Berlin gesandt. Zu den Forschungsreisenden, die Australien besuchten, gehörten der Berliner Anatom Wilhelm Krause (1833-1910), der Anthropologe und Kaufmann Otto Finsch (1839-1917) und der Anatom und Anthropologe Hermann Klaatsch (1863-1916). Wie die Gebeine vor Ort konkret erworben wurden, ließ sich bisher nicht immer feststellen, vor allem, wenn sie von örtlichen Akademikern zur Verfügung gestellt wurden. Otto Finsch hat nach eigenen Angaben mit der indigenen Bevölkerung Tauschhandel betrieben, aber es muss auch von Grabräuberei ausgegangen werden.
In Berlin wurden die Schädel und Skelette in die anthropologischen Sammlungen aufgenommen und für vergleichende Forschungen innerhalb des damals gängigen "Rassen"-Paradigmas verwendet. Dabei wurden indigene Australier häufig für eine besonders frühe Stufe der Menschheitsentwicklung gehalten und als "Primitive" oder "Wilde" angesehen. Da man diese Population für vom Aussterben bedroht hielt, waren sterbliche Überreste von indigenen Australiern besonders wertgeschätzte Forschungs- und Sammlungsobjekte. Diese damaligen Vorstellungen sind aus heutiger Sicht völlig unhaltbar und die "wissenschaftlichen" Argumentationen der "Rassenforschung" sind heute oft nur schwer nachzuvollziehen.
Die Charité hat sich entschlossen, diese Gebeine an Vertreter der heutigen indigenen Australier zurückzugeben, da sie in diesem Fall das Anliegen der indigenen Australier, die sterblichen Überreste ihrer Vorfahren in ihrer Heimaterde bestattet zu wissen, für wichtiger erachtete als den potenziellen zukünftigen wissenschaftlichen Nutzen, den historische anthropologische Sammlungen solcher menschlichen Überreste noch immer haben können.