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Restitution nach Tasmanien 2014

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin hat am 25. Juli 2014 einen Schädel aus Tasmanien an Vertreterinnen des Tasmanian Aboriginal Centre übergeben.

Der Schädel einer 15-Jährigen vom Robbins Island tribe war in der Mitte des 19. Jahrhunderts vom deutschen Schafzüchter Adolphus Schayer in die Anatomische Sammlung der Berliner Universität gebracht wurden. Schayer war von 1831 bis 1843 im Nordwesten Tasmaniens tätig.

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Restitution eines Schädels aus Tasmanien

Am 25. Juli 2014 hat die CharitéUniversitätsmedizin Berlin einen Schädel aus Tasmanien an Vertreterinnen des Tasmanian Aboriginal Centre übergeben.

Der Schädel war in der Mitte des 19. Jahrhunderts in die Anatomische Sammlung der Berliner Universität aufgenommen worden.

Geschichte des tasmanischen Schädels

Der jetzt zurückgegebene Schädel wurde von dem deutschen Schafzüchter Adolphus Schayer nach Berlin gebracht.

Schayer war von 1831 bis 1843 von der Van Diemen's Land Company angestellt, um die Schafzucht der Gesellschaft im Nordwesten Tasmaniens zu überwachen. Er hat in seiner Zeit in Tasmanien auch Pflanzen und Insekten gesammelt und u.a. dem Berliner Naturkundemuseum verkauft. Eine tasmanische Grashüpfer-Art ist noch heute nach ihm benannt.

Bei seiner Rückkehr 1843 brachte Schayer offenbar auch einen Schädel mit und überließ ihn der Berliner Anatomie. Da keine Aufzeichnungen aus dieser Zeit überliefert sind, ist nicht näher bekannt, wie Schayer in den Besitz des Schädels gelangte und wann genau er ihn der Anatomischen Sammlung übergab.

Nur eine Aufschrift auf dem Schädel ordnet ihn eindeutig dem Sammler Schayer zu und gibt zusätzlich an "Nanny, native of Kangaroo Island". Die Betrachtung des Schädels im Rahmen unserer Provenienzforschung bestätigt, dass er von einer Frau stammt, genauer von einem etwa 15-jährigen Mädchen, das vermutlich an den Folgen einer massiven, den Knochen zerstörenden Entzündung im Ohrbereich starb.

Da es mehrere Kangaroo Islands in der unmittelbaren Nähe Tasmaniens gibt, ist die genaue Herkunft bisher nicht eindeutig geklärt. Es gibt aber keinen berechtigten Zweifel, dass der Schädel von der indigenen Bevölkerung aus dieser Gegend stammt. Daher hat sich die Charité entschlossen, dem Wunsch des Tasmanian Aboriginal Centre nachzukommen, die sterblichen Überreste in heimatlicher Erde bestatten zu können. Die Charité kommt damit erneut einer früheren Zusage nach, human remains aus Australien zurückzugeben, die im Namen einer aus heutiger Sicht fragwürdigen Wissenschaft erworben wurden.

Kolonialgeschichte Tasmaniens

Tasmanien ist eine Insel südlich des australischen Festlands, die fast so groß wie Irland ist und die bis 1856 offiziell Van Diemensland genannt wurde.

Tasmanien hat eine besonders grausame Geschichte des Umgangs der europäischen Einwanderer mit der indigenen Bevölkerung, die nach unsicheren Schätzungen vor europäischer Besiedlung um die 4.000 Einwohner zählte.

Nach sporadischen Besuchen von europäischen Seefahrern im 17. und 18. Jahrhundert wurde Tasmanien ab 1803 dauerhaft von Briten besiedelt. Die Urbevölkerung wurde systematisch verdrängt und schließlich in den 1830er Jahren im so genannten "Black War" fast vollständig ausgerottet.

Die letzten 200-300 Überlebenden wurden auf einer Insel im Norden Tasmaniens isoliert, wo die meisten bald starben. Häufig galt eine Frau namens Truganini, die 1876 verstarb, als die "letzte Tasmanierin", aber es gab weitere tasmanische Frauen, die überlebten. Nachfahren dieser Überlebenden organisierten sich in den 1970er Jahren im Tasmanian Aboriginal Centre.